Die Tücken der Sprache liegen oft in den unscheinbarsten Wörtern. Ein Beispiel gefällig?

Die folgenden Sätze unterschieden sich durch ein einziges Wort: deren und ihrem. Welcher Satz ist korrekt? Oder sind beide Pronomen richtig?

„Damit sorgen wir dafür, dass diese Lösungen auch in der IT-Umgebung unserer Kunden funktionieren und zu deren Geschäftserfolg beitragen.“

„Damit sorgen wir dafür, dass diese Lösungen auch in der IT-Umgebung unserer Kunden funktionieren und zu ihrem Geschäftserfolg beitragen.“

Klären wir zuerst die Wortarten:

ihrem = Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort, zeigt den Besitz an, Bezug ist weniger eindeutig)

deren = Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort, verweist auf die letztgenannte Person oder Sache, dadurch eindeutiger Bezug)

Im grünen Duden „Richtiges und gutes Deutsch“ steht unter „Demonstrativ“ Folgendes: „Die Genitivformen deren und dessen verwendet man anstelle der Possessive ihr bzw. sein, wenn es Missverständnisse geben könnte.“ Als Beispiel wird genannt:

„Margot verabschiedete sich von Edith und deren Mann (ihrem Mann kann sowohl Ediths als auch Margoths Mann meinen).“

Auffällig ist die Nähe der Hauptwörter „Edith“ und „Mann“. In der Aufzählung stehen sie direkt hintereinander, was die Verwechslungsgefahr erhöht: Auf welches der beiden Substantive bezieht sich der Sprecher? Dieses Missverständnis auszuräumen, ist die Aufgabe des Demonstrativs. Das Wörterbuch erklärt, deren sei eindeutiger, denn es beziehe sich immer auf das letztgenannte Verweiswort (= Person, Sache, Abstraktum). Ist der Bezug unklar, bietet sich das Demonstrativ deren also an. Der Duden schreibt weiter: „In unmissverständlichen Fällen ist der Ersatz des Possessivpronomens durch das Demonstrativ unnötig:

Ich begrüßte Klaus und seine (unnötig: dessen) neue Freundin.“

Das Demonstrativ deren ist somit nur dann empfehlenswert, wenn Verwechslungsgefahr besteht, weil wir mehrere mögliche Substantive haben, auf die ein Bezug möglich ist. Mit deren schaffen wir Klarheit, denn es meint nur das letzte Hauptwort.

Die entscheidende Frage für unseren Satz lautet also: Brauchen wir das Demonstrativ deren überhaupt? Orthografisch: ja, logisch: nein. Denn rein sprachlich kann mit ihrem „Kunden“ gemeint sein, aber auch „Lösungen“.

Doch die Logik widerspricht: Lösungen können für sich selbst keinen Geschäftserfolg verzeichnen, wohl aber für ein Unternehmen. Deshalb ist „Kunden“ logisch(er). Als Schreiber können wir hoffen, dass unser Leser dies genauso sieht. Sicher sein können wir nicht. Mancher Verfasser hält es daher für angebracht, den Leser nicht alleinzulassen und einem potenziellen Missverständnis mit deren vorzubeugen. Das Demonstrativ vermittelt noch klarer, welches Hauptwort wir meinen.

In einem weiteren Punkt unterscheiden sich unsere Sätze von dem Dudenbeispiel. Die Hauptwörter, auf die wir uns beziehen („Lösungen“ und „Kunden“), stehen nicht direkt hintereinander. „Kunden“ steht viel weiter hinten im Satz als „Lösungen“, der Bezug ist somit klarer – wir brauchen das Demonstrativ daher nicht.

Stilisten könnten einwenden: Weil das Demonstrativ immer auf das letztgenannte Bezugswort verweist, schreiben wir mit deren zwar präziser, aber weniger schön. Das Fürwort klingt in manchen Ohren gestelzt, wodurch es sich von der eher klaren, offenen, werblichen Schriftsprache unseres Satzes unterscheidet. Auch finden manche es dinglicher. Ob wir Kunden derart unpersönlich ansprechen wollen?

Fassen wir zusammen: Orthografisch korrekt sind beide Wörter, deren und ihrem. Das Demonstrativ deren bezieht sich laut grünem Duden immer auf die „letztgenannte Person oder Sache“. Sollte der Bezug in unserem Satz nicht eindeutig sein, müssten wir somit deren schreiben, um Missverständnissen vorzubeugen. Die Verwechslungsgefahr müssen wir einschätzen und dabei auch das Textverständnis des Lesers berücksichtigen.

Ist der Bezug klar, bietet sich das Possessivpronomen ihrem an. Es ist nicht so präzise wie das Demonstrativ deren, klingt für mich aber schöner, persönlicher, lebendiger.