Kennt ihr das auch? Man arbeitet an einem Text, der bald veröffentlicht werden soll. Und dann stellt sich die Frage, wie das eine oder andere Wort wohl richtig geschrieben wird und ob doch noch ein Komma fehlt. Die meisten Korrekturprogramme – ob als Teil einer Textverarbeitungssoftware oder als Onlineangebot – sind nur bedingt hilfreich. Und bisweilen gibt es auch heikle Fälle, bei denen sich eine eindeutige Antwort, was „richtig“ oder „falsch“ ist, nicht finden lässt. Das Deutsche unterliegt eben, wie viele andere Sprachen auch, ständiger Veränderung und birgt eine Fülle von nebeneinander gleichberechtigten Varianten. Umso mehr sind bei der Recherche nach den richtigen Schreibweisen gute Quellen als Informations- und Datenlieferanten essenziell.

Neben den gedruckten Standardwerken zur deutschen Sprache haben mittlerweile viele Anbieter Websites zum Thema Deutschwissen online gestellt. Aber welche sind wirklich verlässlich? Ob Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung, Formatierung, Standards der Geschäftskorrespondenz oder idiomatische Redensarten: Die folgenden Websites benutzen wir regelmäßig, denn sie sind aus unserer Sicht die besten Online-Recherchequellen zur Prüfung von Schreibweisen und gebräuchlichen Formalia.

Erste Hilfe

Den Rahmen für die deutsche Rechtschreibung setzt das amtliche Regelwerk (Regelteil und Wörterverzeichnis), herausgegeben vom Rat für deutsche Rechtschreibung (letzte Aktualisierung 2018). Die Onlineversion mit Funktionalitäten wie Stichwort- und Regelsuche wurde im Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) für das digitale Informationssystem „grammis“ aufbereitet und findet sich unter https://grammis.ids-mannheim.de/rechtschreibung

Der Duden ist nach wie vor eine der ersten Anlaufstellen für Fragen zur deutschen Rechtschreibung. Auch wenn es einiges an der „Meinungsführerschaft“ der Duden-Redaktion zu bemängeln gibt, so bietet die Website doch schnelle Hilfe zu Orthografie, Grammatik und Stilfragen. Die Textprüfung (Duden-Mentor) ist im Gast-Zugang kostenlos, für umfangreichere Texte und Zusatzfunktionen gibt es verschiedene Abo-Angebote.

Auf der Website des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) ist unter anderem auch der Wahrig, die traditionelle Alternative zum Duden, integriert. Außerdem bietet das DWDS umfangreiche Belegkorpora, Statistiken und Themenglossare.

Empfehlenswerte Sprach- und Rechtschreibportale

Die Website von korrekturen.de bietet eine große Menge an Wissenswertem und Anregendem zum Thema Rechtschreibung, Zeichensetzung etc. Insbesondere Weblog und Forum liefern bei kniffligen Fragen oft nützliche Informationen. Auch eine (auf kurze Texte begrenzte, dafür aber mehrsprachige!) Online-Rechtschreibprüfung steht zur Verfügung.

Eine Übersicht zu den Agenturschreibweisen wird von der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen herausgegeben, u. a. mit einer Liste von ca. 500 Wörtern, bei denen Duden und Wahrig unterschiedliche Empfehlungen geben.

Die Website von Belles Lettres widmet sich dem Deutschen (nicht nur) für Dichter und Denker in Form von Videotutorials, Artikeln und Übungen zur deutschen Sprache, Grammatik und Stilistik. Keine schnelle Nachschlageseite, sondern eine Sprach- und Stillehre für Autoren und Texter.

Das Wortschatz-Portal ist ein Projekt der Abteilung Automatische Sprachverarbeitung am Institut für Informatik der Universität Leipzig, das eine Stichwortsuche in (zurzeit) 634 korpusbasierten monolingualen Wörterbüchern in 252 Sprachen erlaubt.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. will das Bewusstsein und das Interesse für die deutsche Sprache fördern. Neben der Forschung ist die (für Nichtmitglieder kostenpflichtige) Sprachberatung ein wichtiges Aufgabengebiet des Vereins.

Bei Fragen zur Grammatik

Das Portal grammis beherbergt ein wissenschaftliches Informationssystem zur deutschen Grammatik, das aktuelle Forschungsergebnisse, Erklärungen und Hintergrundwissen präsentiert. Keine kurzen Erklärungen, sondern umfangreiche Erläuterungen zum ausgewählten Thema.

Canoonet war ein Onlinewörterbuch mit angeschlossener Grammatik. Nach der Einstellung wurden Anfang 2020 einige zentrale Teile sowie der (äußerst hilfreiche) Sprachservice-Blog von Dr. Bopp in die LEO-Website integriert. Hoffentlich bald wieder als eigenständiges Portal erreichbar!

Der Genderator ist in erster Linie ein Wortverzeichnis für gendergerechte Schreibung. Hier gibt es Informationen zur Verwendbarkeit von Genderformen, Partizipialformen, Ersatzformen und Umschreibungsmöglichkeiten für Texte in geschlechtergerechter Sprache. Auch das Genderwörterbuch Geschickt gendern bietet zahlreiche Vorschläge für geschlechtergerechte Schreibweisen.

Fremdwörter und Standardvarietäten

Das Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch (OWID) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) vereint auf seiner Website eine Reihe Spezialwörterbücher, darunter das Deutsche Fremdwörterbuch (DFWB), das sowohl die heutige Verwendung als auch die historische Entwicklung vieler Fremdwörter beschreibt, sowie ein Neologismen- und ein Sprichwörterbuch.

Das Wahrig Fremdwörterlexikon ist – wie übrigens auch das Synonym- und das Herkunftswörterbuch – in das Onlineportal wissen.de integriert.

Unsere deutschsprachigen Nachbarn in Österreich und der Schweiz pflegen zum Teil einen eigenen Sprachgebrauch mit speziellem Vokabular sowie orthografischen (z. B. S-Schreibung), grammatischen (z. B. Wortstellung) und stilistischen (z. B. Anrede) Besonderheiten. Bevor man in ihren Texten voreilig etwas (falsch) korrigiert, sollte man sich zur Absicherung in den einschlägigen Quellen informieren.

Österreich:

Österreichisches Wörterbuch, für Schulen und Ämter des Landes verbindlich.

(Ober)österreichisch-Deutsches Wörterbuch, listet Wörter aus dem ländlichen, städtischen und dem Wiener Raum.

Schweiz:

Schweizerisches Idiotikon, unentbehrlich bei der Bearbeitung von Schweizer Texten; nebenbei das umfangreichste Regionalwörterbuch im deutschen Sprachraum.

dialektwoerter.ch, eine – mittlerweile nicht mehr fortgeführte – Privatinitiative des Autors Beat Nussbaumer.

Typografie und Grafikdesign

Die DIN 5008 beinhaltet Regelungen und Empfehlungen für die Textverarbeitung. Sie betreffen den typografisch korrekten Gebrauch von Satzzeichen, Schriftzeichen für Wörter, Rechenzeichen, Formeln und Zahlengliederungen sowie die Briefgestaltung.

Das Portal typolexikon.de ist ein populärwissenschaftliches Langzeitprojekt, das Fachwissen rund um Typografie, Schrift und Grafikdesign dokumentiert.

Sprichwörter und Redensarten

SprichWort ist ein internationales Projekt, das Gemeinsamkeiten und Unterschiede im heutigen Sprichwortgebrauch in verschiedenen Sprachen untersucht.

Die Datenbanken des Redensarten-Index und von Wikiquote (mit englischen Übersetzungen) bieten umfangreiche Übersichten zu Redensarten, Redewendungen, idiomatischen Ausdrücken und Sprichwörtern.

Das Wörterbuch der Redewendungen ist ein multilinguales Sprachlexikon, das gebräuchliche Fügungen (Phraseologismen) auf Deutsch und Englisch sowie acht weiteren europäischen Sprachen verzeichnet.

Gewiss ließe sich diese Übersicht noch nutzbringend ergänzen. Und bestimmt vermissen manche ihre Lieblingswebsite(s). Wir meinen aber, dass die Liste als erste Orientierung wertvolle Dienste leisten kann. Seht ihr das genauso? Welche wichtigen Seiten haben wir vergessen?