Zum italienischen Nationalfeiertag („Festa della Repubblica“) heute möchte ich mich der italienischen Sprache widmen – der Sprache Dante Alighieris und Umberto Ecos. Doch seit wann wird in Italien eigentlich Italienisch geschrieben und welchen Einfluss hat(te) das Italienische auf die deutsche Sprache? Diesen Fragen gehen wir in dieser kurzen Betrachtung nach.

Die Sprache im Porträt

Italienisch wird in der Republik Italien von rund 56 Millionen Muttersprachlern verwendet. Auch im Süden der Schweiz und auf Korsika wird diese romanische Sprache gesprochen. Italienisch geht auf das Lateinische zurück und ist im Vergleich zu westromanischen Sprachen wie Portugiesisch oder Französisch dem Latein am ähnlichsten. Italienisch ist eine der vier Landessprachen der Schweiz und daneben auch im Vatikanstaat und in San Marino Amtssprache.

Ursprünge des Italienischen

Die ältesten italienischen Schriftstücke sind alltags- oder rechtssprachliche Gebrauchstexte wie beispielsweise das „Veroneser Rätsel“ („Indovinello veronese“, um 800) oder die „Kampanischen Bezeugungsformeln“ („Placiti campani“, 960, 962, 963) in Notarsakten; die volkssprachlichen Teile sind dort jeweils in die lateinischen Texte eingeschoben. Die älteste zusammenhängende Prosa findet sich in einem Pisaner Rechnungsbuch („Conto navale pisano“, um 1080–1130).

In Anlehnung an die provenzalische Troubadourdichtung bildeten im Mittelalter die einzelnen Regionen eigene schriftsprachliche Varietäten (Koinai) aus, wobei oftmals provenzalische und lateinische Elemente Aufnahme fanden. So wurde am Hof Kaiser Friedrichs II. in Sizilien Minnedichtung in einer sizilianischen Kunstsprache verfasst („Scuola siciliana“, ca. 1220–1250), vermischt mit toskanischen, lateinischen und provenzalischen Elementen.

Entwicklung der italienischen Schriftsprache

Durch die Übernahme dieser Lyrik in die Toskana und die damit verbundene Toskanisierung wurde diese Kunstsprache zur Grundlage für die italienische Dichtersprache. Dante Alighieri fasste zu Beginn des 14. Jahrhunderts in seiner Abhandlung „De vulgari eloquentia“ (entstanden ca. 1303–1305, ins Italienische übersetzt und erstmals gedruckt 1529) die Stellung der italienischen Volkssprache(n) gegenüber dem Latein zusammen, untersuchte ihre Eignung als Literatursprache und nahm erstmals eine Klassifikation der Dialekte vor.

Zentrum Florenz

Im Hochmittelalter schrieben die italienischen Schriftsteller in unterschiedlichen Dialekten, wobei eine Vielzahl konkurrierender, regionaler Literaturstile entstand. Im Lauf des 14. Jahrhunderts wurde der toskanische Dialekt vorherrschend. Dies lag an der zentralen Lage der Toskana in Italien und am bedeutsamen Handel von Florenz, der wichtigsten toskanischen Stadt. Zudem unterschied sich das Toskanische auf der phonologischen und morphologischen Ebene verglichen mit den anderen italienischen Dialekten am wenigsten vom klassischen Latein. Aus diesem Grund harmonisierte es wohl auch am besten mit den italienischen Traditionen der lateinischen Lebensart. Und letztlich brachte die florentinische Kultur mit Dante Alighieri (1265–1321), Francesco Petrarca (1304–1374) und Giovanni Boccaccio (1313–1375) jene drei Dichter hervor, die das italienische Geistes- und Gefühlsleben des Spätmittelalters und der frühen Renaissance wie niemand sonst repräsentierten.

Das neuere Italienisch

In der Zeit des Spätmittelalters bis zur Renaissance haben Grammatiker versucht, Aussprache, Satzbau und Vokabular des Toskanischen aus dem 14. Jahrhundert den Status eines kultivierten und allgemein verbindlichen Italienisch zu verleihen. 1583 wurde in diesem Zusammenhang die „Accademia della Crusca“ gegründet, die in Italien nach wie vor maßgeblich für Fragen der italienischen Sprache ist. In deren Wörterbüchern und Veröffentlichungen wurden erfolgreich Kompromisse zwischen dem klassischen Purismus und der lebendigen toskanischen Sprachverwendung geschlossen. Im Italienisch der Gegenwart zeigt sich noch immer die lateinische Qualität des florentinischen Dialekts. Allerdings wurde das lateinische Vokabular den sich ändernden Lebensbedingungen in Italien angepasst.

Die tatsächliche Vereinheitlichung vor allem der gesprochenen italienischen Sprache vollzog sich jedoch erst im Zuge der nationalen Einigung Italiens. Der florentinische Dialekt setzte sich im 19. Jahrhundert als italienische Einheitssprache im vereinigten Italien endgültig durch – wenn auch angesichts der großen Bedeutung regionaler Eigenheiten manche Lästerzungen behaupten, dass dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist.

Allgemeine Merkmale der italienischen Sprache

Die einfachen phonetischen Änderungen im Vergleich zum Lateinischen sowie eine ausgeprägt phonemische Orthografie machen es jedem Sprachinteressierten, der bereits Latein oder eine der modernen romanischen Sprachen beherrscht, relativ leicht, Italienisch zu lernen. Der vielleicht auffälligste Unterschied zwischen Italienisch und Französisch beziehungsweise Spanisch liegt in der Bildung des Plurals, der nicht auf -s oder -es, sondern bei den meisten femininen Substantiven auf -e und bei maskulinen Wörtern auf -i endet. Die Wortstellung im Satz ist Subjekt-Verb-Objekt. Anders als im Deutschen wird das Adjektiv in der Regel dem Hauptwort nachgestellt. Das Flexionssystem bei den Nomina ist im Gegensatz zum Lateinischen durch einen starken Abbau des Kasussystems gekennzeichnet, während die Flexion der Verben noch deutlich ausgeprägt ist – was für deutschsprachige Italophile womöglich die größte Hürde darstellt.

Einfluss auf die deutsche Sprache – vor allem in Handel und Bankwesen

Obwohl unterschiedlichen Sprachfamilien zugehörig, teilen das Italienische und das Deutsche eine reiche gemeinsame (Sprach-)Geschichte. Dies zeigt sich in einer Vielzahl sog. „Falscher Freunde“ wie zum Beispiel „firma“ (Unterschrift), „tempo“ (Zeit, Wetter) oder „camera“ (Zimmer) und hat nicht nur unsere künstlerische und kulinarische Terminologie geprägt, sondern insbesondere im Bereich des Handels und der Finanzen unübersehbare Spuren hinterlassen.

Die Ursprünge des modernen Bankwesens liegen im mittelalterlichen Italien. Vor allem waren es geschäftstüchtige Lombarden, die an großen Messe- und Handelsplätzen ihre „banca“ (Tisch) aufschlugen, Münzen und Metalle abwogen, prüften und umtauschten. Bald bildete sich ein eigener Berufsstand von Geldwechslern heraus, da die vielen verschiedenen Ausprägungen der Zahlungsmittel eine umfangreiche Sachkenntnis erforderten. Geldwechsler hießen bald in allen europäischen Ländern „Lombarden“, auch wenn sie nicht aus der Lombardei stammten. Die Fachsprache des Bankwesens – Agio, Avis, Bank, bankrott, Giro, Lombardsatz, Saldo, Storno, Rendite – ist bis heute durch diesen historischen Ursprung bestimmt.